„Wir müssen draußen bleiben!“. Nicht selten verbieten Hinweisschilder am Eingang von Supermärkten, Restaurants oder Krankenhäusern Hunden den Zutritt. Was für viele Hundehalter planbar ist, wird für Menschen, die aufgrund einer Krankheit oder einer Behinderung auf die Hilfe eines Assistenzhundes angewiesen sind, regelmäßig zum Problem.
Die Kampagne „Assistenzhunde Willkommen“ des Vereins „Pfotenpiloten“ will hier Aufklärungsarbeit leisten. Denn auch wenn rechtlich eindeutig geregelt ist, dass Menschen mit Behinderung und ihren vierbeinigen Begleitern, der Zugang zu öffentlich zugänglichen Gebäuden nicht verweigert werden darf, ist das in den Köpfen vieler noch nicht angekommen. Nicht selten müssen Betroffene sich geduldig erklären, Dokumente vorweisen, Details ihrer Erkrankung preisgeben, um dann teilweise trotzdem unrechtmäßig abgewiesen zu werden, indem man sich auf das Hausrecht beruft.
Im Kreishaus sind die tierischen Helfer offiziell jederzeit willkommen. „Nachdem wir auf die Kampagne aufmerksam geworden sind, haben wir als Kreis das Thema Assistenzhunde bei der letzten Fachkonferenz Inklusion aufgegriffen und darüber informiert. Bei den Teilnehmenden ist das auf großes Interesse gestoßen“, erinnert sich Paul-Philipp Itzek, Inklusionsbeauftragter des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Während Blindenführhunde und ihre wichtige Aufgabe vielen Menschen inzwischen bekannt sind, genießen andere Assistenzhunde wie zum Beispiel, Epilepsie-Warnhunde, Asthma-Warnhunde oder Diabetes Schnüffelhunde diese Akzeptanz in vielen Gebäuden und Parks noch nicht. Oftmals auch, weil man den Betroffenen ihre Erkrankung nicht sofort ansieht.
„Assistenzhunde sind Hilfsmittel, ähnlich wie ein Rollstuhl, versuche ich den Menschen immer klar zu machen, die mich an einer Türe abweisen“, erzählt Julia Standke, die zusammen mit ihrem Assistenzhund „Der Große“ ins Kreishaus gekommen ist, um den Aufkleber „Assistenzhunde Willkommen“ am Eingang anzubringen. Als Epileptikerin ist sie auf die Hilfe des schwarzen Labradors angewiesen. „Er warnt mich durch Fiepen, Knurren oder Bellen, wenn ich Medikamente nehmen muss, weil sonst ein epileptischer Anfall droht.“
Standke ist darauf angewiesen, ihren vierbeinigen Helfer überall mit hinzunehmen. Denn ihre Erkrankung ist unberechenbar und legt keine Pause ein, wenn sie einen Termin im Bürgerbüro hat oder ein Museum besuchen will. Als Betroffene hat sie schon einige Abweisungen mit ihren Hunden erlebt. Trotzdem wird sie nicht müde, sich zu erklären und Aufklärungsarbeit zu leisten, wofür sie auch den Verein „Assistenzhunde NRW“ gegründet hat.
„Die Kampagne ist eine tolle Sache, der wir sehr gerne beigetreten sind, auch um ein Zeichen für mehr Inklusion und Teilhabe zu setzen“, erklärt Schade. „Es könne nicht sein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in dieser Form vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden“, so Schade und hofft, dass noch viele weitere Kommunen, aber auch Geschäfte, Restaurants und Kultureinrichtungen nachziehen und „assistenzhundefreundlich“ werden. Über den Anschluss des Kreises an die Kampagne freuen sich auch die Kreistagsmitglieder des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Inklusion, die die Arbeit der Pfotenpiloten sehr befürworten.